“fragen an die wissenschaft – gedichte”
Hardcover mit Schutzumschlag, 90 Seiten, 2 Farbbilder, 10 SW Bilder,
Brillantdruck auf 120 g Fotomattpapier
2. Auflage, 2024
© 2021 Alle Rechte vorbehalten.
Covergestaltung: © Wilfried Schaus-Sahm
ISBN 9783759735928
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fragen an die wissenschaft
(für wilson bentley)
gibt es einen hofnarren im bienenstock?
wer leitet den verkehr der ameisen?
und
ach ja
wie schwer ist bewußtsein?
manchmal schneit es noch im dezember
und jede flocke
fällt an ihren platz
prolysarik ist ein projekt, das anfang 2017 gestartet wurde. es geht darum, gesprochenen text mit kinetischer typographie zu verbinden. dazu wird eine eigens zu diesem zwecke entwickelte software verwendet
die qualen der grossen
irgendwo
in diesem gigantischen apothekerschrank
in einer dieser unzähligen schubladen
hatte hegel
das verb verlegt
mit dem er den seitenlangen satz krönen wollte
er trat ans fenster
und starrte auf die unerklärte welt
vom schnee der letzten nacht
war schon am morgen nichts geblieben
die magnolienbäume begannen ihre blüte
und bald würden die blätter die enge berliner gasse bedecken
ein renitenter köter zog sein herrchen an der leine hinter sich her
selbst später noch im traum
klang das gurren der tauben wie schadenfreude
und aus dem fenster seines tübinger turms
stierte schmunzelnd hölderlin
das frühstück im grünen wilhelm von hoegen liest gedichte von wilfried schaus-sahm (1) wilhelm von hoegen liest gedichte von wilfried schaus-sahm (2) |
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frostiger sonntag heute sind die hochhäuser
„frostiger sonntag“ gesprochen von wolfgang tischer |
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lumen
mikrofilme
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poet
was dich quält
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kaufhaus
in diesem haus kappen für die augen
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flaneur in n.y.
ein trinkgeld
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Èmile Friant spinnweben hausbau das tier
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fassade
gestern
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lass uns trinken
das wort
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kleingärtner
die sense
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die falle
ein loch im papier
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heute hirn
es tropft
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der beidhändige dichter
apfel banane
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faux pas
leicht
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vier wünsche wir schreiben uns
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stolpern im takt
zur lüge
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perpetuum
wir wissen
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mallorca im frühling hast du die olivenbäume
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silbenrätsel im wartezimmer
ara antik alabaster
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was recht ist (sokratische version)
menschen
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die ersten schritte des riesen in kindersommerschuhn
landläufig vermerkt
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niesche bastion
in den fluss
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die kleinen helden manhattans man sollte nicht die nase rümpfen über die bewohner dieser seltsamen insel. wer immer sie betritt, wird kopflos.
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kein wort für dich
das geflecht der worte |
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gesagt getan zwischen den zeilen
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fazit
also herren
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repeat den lauf des gepards
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eins nach dem anderen
ein schritt Lars Gustaffson
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feature
23:10 pressekonferenz
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verhandlungsbasis
tausche
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für timo konietzka wer sagt denn timo konietzka
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vaters tod
die kleine gemeinde still wie gewohnt
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hommage an dieter krieg ich liebe die dreidimensional transzendenz
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everythings broken (für bob dylan)
die türe klemmt
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mallorca im winter
wie waren die letzten tage
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maler 1
magritte ein glas |
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maler 2
francis bacon gestraft
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schach
varianten
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schwitzen wie ein neger
das rhythmische trommeln
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nähe
wir grillen heute schweinetier die sonne steht im abendrot frau müller dédié à la fontaine der tolle hecht
ein koch nimmt sich sein leben er konnte aus „fast nichts“ etwas zaubern es ist alles da zum verzehr
fragen an die wissenschaft gibt es einen hofnarren im bienenstock? manchmal schneit es noch im dezember
passagiere eng gesetzt runter kommen sie immer von ihren ablenkungen – beflügelt! und fallen doch ab in den modder des traums
hommage an walter dahn was bleibt von diesem sommer, was bleibt vom raucherbein, was bleibt von walter dahn?
mein garten mein center court wie der frosch sitze ich im lärm der nachbarn um dann doch für minuten versunken sind es
koboldmaki mein vorfahr fünf finger unfähig noch ein charmanter verwandter feuchtnasenprimaten (strepsirrhini)
dr. freud, die kirche, der ablass und die kunst ich hatte vor tagen wir sind nicht in der kirche er ist ratlos abgezogen
der fremde auf dem weißen stuhl der niederländische maler karel appel fixiert ein wesen aus einer anderen welt. appel, mitgründer der künstlergruppe cobra, strebt nach einer unverstellten malerei des groben, primitiven, wilden, naiven und archaischen. zur zeit dieser aufnahme erlebt seine kunst ihren durchbruch in paris und die französische kulturszene ist fasziniert vom jazz und der „négritude“. in appels atelier hat das personifizierte gegenteil alles groben, primitiven, wilden, archaischen und naiven platz genommen. das modell ist ein schwarzer intellektueller, der ernst und selbstbewusst in die kamera blickt. das einzig ungeordnete an seinem kontrollierten auftritt ist das versehentlich verrutschte jackett. wo jean cocteau, eine gallionsfigur der französischen kunstszene dieser jahre, immer leicht anämisch wirkt, strahlt die haltung des modells hier eine selbstgewisse virilität aus. der mann, den appel porträtieren will, verbindet gegen ende dieser fünfziger jahre in schlüssiger form die amerikanische kultur mit den errungenschaften der klassischen europäischen musik und es sind gerade die grossen französischen impressionisten, die ihn inspirieren. seine komposition „so what“ zitiert ein 1909 komponiertes klavierstück von claude debussy. appels rechte studie fokussiert sich auf die „magischen“ augen von miles davis – ein ansatz, den später auch der fotograf anton corbijn verfolgt. das gemälde links könnte eine skizze zu dizzy gillespie sein, der den weithin verbreiteten europäischen vorstellungen vom schwarzen jazzmusiker eher entsprochen hätte. doch im gegensatz zu gillespie macht davis nicht den eindruck, das er auch gerne mal den clown gibt. der weiße stuhl ist ein regiestuhl und es besteht kein zweifel, wer hier regie führt.
Eichendorff vs Gryphius Was gab es doch auf Erden, Mein sind die Jahre nicht, __________________________________________________________________________________________________
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